Was ist neu?
Systeme, die Leben retten
Ein großer Schwerpunkt der neuen Leitlinien liegt auf den sogenannten „Systems Saving Lives“ – also auf den Strukturen, die Wiederbelebung überhaupt erst möglich machen.
Damit geht der Fokus über die reine Reanimationsmaßnahme hinaus.
Besonders betont werden:
- Laienreanimation als entscheidender Faktor für das Überleben.
- Telefonreanimation (T-CPR) und First-Responder-Apps als unverzichtbarer Bestandteil der Rettungskette.
- Öffentliche AED-Netze und deren Integration in Leitstellen und Rettungssysteme.
- Erhebung und Nutzung von Reanimationsdaten, um regionale und nationale Systeme zu verbessern.
Diese Punkte zeigen deutlich: Erfolgreiche Reanimation ist Teamarbeit – und das Team beginnt schon vor unserem Eintreffen.
Algorithmus und Basismaßnahmen
Die grundlegenden Abläufe der Reanimation bleiben stabil:
Bewusstsein prüfen → Notruf → Herzdruckmassage → AED/Defibrillation.
Neu ist vor allem die stärkere Betonung von Qualität, Systemintegration und Nachbereitung.
Weitere Änderungen im Detail
- Nach erfolgreicher Reanimation (ROSC) wird empfohlen, die Körpertemperatur kontrolliert zwischen 32 – 36 °C zu halten.
- Die Algorithmen für Erwachsene und Kinder wurden leicht angepasst, um sie an aktuelle Erkenntnisse anzupassen.
- Während der Pandemiephase wurde der Fokus bei Laienreanimationen auf die Herzdruckmassage ohne Beatmung gelegt – diese Empfehlung bleibt in abgewandelter Form bestehen.
- Das Thema Nachsorge und Reha nach Reanimation wird stärker betont, ebenso die Zusammenarbeit zwischen Rettungsdienst und Klinik.
Bedeutung für unseren Rettungsdienstalltag
Was heißt das für uns konkret?
Die neuen Leitlinien machen klar: Wir sind Teil eines größeren Systems – und jede Schnittstelle zählt.
- Schon beim Eintreffen sollten wir darauf achten, ob Laien reanimiert haben und ob ein AED im Einsatz war.
- Die Kommunikation mit der Leitstelle wird noch wichtiger – besonders bei T-CPR-Fällen oder Ersthelfer-Alarmierungen.
- In der Übergabe an die Klinik spielt die Post-Resuscitation-Phase eine größere Rolle: Temperaturmanagement, ROSC-Zeitpunkt und Maßnahmen müssen sauber dokumentiert sein.
- Auch die Qualität der Herzdruckmassage (Tiefe, Frequenz, Unterbrechungen) bleibt ein zentraler Punkt – Qualitätssicherung und Feedbacksysteme sind ausdrücklich empfohlen.
Das Ziel ist klar: Vom Ersthelfer über die Leitstelle bis zur Intensivstation soll jeder Schritt optimal ineinandergreifen.
Fazit
Die neuen ERC-Leitlinien stellen das gesamte System der Wiederbelebung in den Mittelpunkt.
Für uns im Rettungsdienst bedeutet das: Wir sind nicht nur „die Profis vor Ort“, sondern ein entscheidender Teil einer Rettungskette, die nur dann funktioniert, wenn alle Glieder ineinandergreifen.
Herzdruckmassage, Defibrillation und Teamarbeit bleiben die Basis – aber wir müssen noch stärker an Kommunikation, Systemverständnis und Qualität arbeiten, um das Überleben unserer Patient:innen weiter zu verbessern.
Hinweis: Dieser Beitrag fasst die wesentlichen Punkte der aktuellen ERC-Leitlinien zusammen. Für detaillierte Informationen und Originaltexte: www.grc-org.de