5-2-1 Regel bei Parkinson: Wann Tabletten nicht mehr ausreichen
Parkinson im Rettungsdienstalltag

Parkinson zählt zu den neurologischen Erkrankungen, auf die Einsatzkräfte im Rettungsdienst regelmäßig treffen. Häufige Gründe für Notrufe sind plötzliche Bewegungseinschränkungen, Stürze oder sogenannte Off-Phasen. Viele Angehörige und Betroffene stellen sich dabei die Frage, warum Medikamente plötzlich nicht mehr wirken. Eine hilfreiche Orientierung hierfür bietet die 5-2-1 Regel bei Parkinson.
Was geschieht bei Parkinson im Körper?
Parkinson entsteht durch einen Mangel des Botenstoffs Dopamin, der entscheidend für die Steuerung von Bewegungen ist. Zu Beginn können die Beschwerden meist gut mit Tabletten kontrolliert werden. Mit fortschreitender Erkrankung treten jedoch immer häufiger Wirkungsschwankungen auf. Typische Symptome sind:
- Verlangsamte Bewegungen und Muskelsteifheit
 - Zittern (Tremor)
 - Gleichgewichts- und Gangstörungen
 - Off-Phasen mit deutlicher Einschränkung der Mobilität
 
Wenn die Wirkung der Medikamente nachlässt, wechseln Betroffene oft zwischen schlechter Beweglichkeit und unkontrollierten Überbewegungen.
Die 5-2-1 Regel bei Parkinson
Die 5-2-1 Regel ist eine international anerkannte Orientierungshilfe, um den Zeitpunkt zu erkennen, an dem die orale Parkinsontherapie nicht mehr ausreicht. Sie besagt:
- Fünf Tabletteneinnahmen täglich
 - Zwei Stunden pro Tag schlecht beweglich (Off-Phasen)
 - Eine Stunde pro Tag überbeweglich (Dyskinesien)
 
Treffen diese Kriterien zu, gilt die Erkrankung in der Regel als fortgeschritten. Dann sollte gemeinsam mit der Neurologie über eine nicht-orale Folgetherapie gesprochen werden. Ein unterstützender Selbsttest ist unter www.parkinson-check.de verfügbar.
Moderne Therapiemöglichkeiten ohne Tabletten
Wenn die orale Therapie an ihre Grenzen stößt, gibt es heute mehrere nicht-orale Therapieoptionen, die den Wirkstoff kontinuierlich zuführen und damit stärkere Schwankungen vermeiden.
Tiefe Hirnstimulation (THS):
Operativer Eingriff, bei dem Elektroden in bestimmte Hirnareale eingesetzt werden.
Kontinuierliche Pumpentherapie:
Dabei wird der Wirkstoff gleichmäßig über den Tag abgegeben – entweder als Gel über eine Sonde direkt in den Verdauungstrakt oder über eine Pumpe unter die Haut. Letztere kommt ohne Operation aus.
Ziel beider Verfahren ist eine stabilere Medikamentenwirkung und eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität.
Praxisbeispiel: Verbesserte Lebensqualität durch Pumpentherapie
Brigitte (70) lebt seit 1993 mit Parkinson. Zu Beginn gelang es ihr, den Alltag mithilfe von Tabletten weitgehend normal zu gestalten. Doch mit zunehmender Erkrankungsdauer waren höhere Dosierungen notwendig, gleichzeitig ließ die Wirksamkeit nach. Freezing, Stürze und deutliche Einschränkungen bestimmten den Alltag.
„Die Pillen wirkten nicht mehr“, berichtet sie rückblickend.
Ende 2023 entschied sie sich gemeinsam mit ihrem Behandlungsteam für eine Medikamentenpumpe. Die Therapie führte zu einer deutlichen Stabilisierung ihres Zustands. Sie kann wieder reisen, aktiv Zeit mit der Familie verbringen und an Aktivitäten teilnehmen, die zuvor nicht mehr möglich waren. Ihr Fazit: Die Pumpentherapie habe ihr Lebensqualität zurückgegeben.
Relevanz für Einsatzkräfte im Rettungsdienst
Für den Rettungsdienst ist es hilfreich, einige Besonderheiten im Umgang mit Parkinson-Patientinnen und -Patienten zu beachten:
- Nachfragen, ob eine Pumpentherapie vorliegt und wann die letzte Wirkstoffzufuhr erfolgte
 - Off-Phasen oder Freezing-Episoden nicht mit neurologischem Ausfall verwechseln
 - Erhöhtes Sturzrisiko berücksichtigen, insbesondere im Hinblick auf Kopfverletzungen und Frakturen
 
Ein strukturierter Blick auf die Situation sowie eine genaue Fremdanamnese können wertvolle Hinweise liefern und Versorgungsfehler vermeiden.
Fazit
Die 5-2-1 Regel bei Parkinson bietet Betroffenen, Angehörigen, Behandelnden und auch Einsatzkräften im Rettungsdienst eine klare Orientierung, wann eine Anpassung der Therapie notwendig sein kann. Moderne nicht-orale Behandlungsformen wie Pumpensysteme oder die tiefe Hirnstimulation ermöglichen bei fortgeschrittenem Parkinson häufig eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität.
