Im Rettungsdienst ist eine präzise und strukturierte Anamnese von entscheidender Bedeutung, um schnell und gezielt die richtige Behandlung einzuleiten. Eines der zentralen Werkzeuge hierfür ist das OPQRST-Schema, das speziell entwickelt wurde, um Schmerzen und andere Beschwerden systematisch zu erfassen. Dieser Blogpost gibt einen Überblick über das OPQRST-Schema und zeigt, wie es im Alltag des Rettungsdienstes angewendet wird.
Was ist das OPQRST-Schema?
Das OPQRST-Schema ist ein standardisiertes Hilfsmittel zur Beurteilung von Schmerzen und Symptomen. Es hilft Rettungskräften, die Beschwerden eines Patienten genauer einzugrenzen und relevante Informationen für die Diagnose und Therapie zu gewinnen. Jeder Buchstabe steht für einen spezifischen Aspekt, der im Gespräch mit dem Patienten abgefragt wird:
- O: Onset (Beginn)
- P: Provocation/Palliation (Verstärkung/Linderung)
- Q: Quality (Qualität des Schmerzes)
- R: Radiation (Ausstrahlung)
- S: Severity (Schweregrad)
- T: Time (Zeitlicher Verlauf)
Die einzelnen Schritte des OPQRST-Schemas
O – Onset (Beginn)
Hier geht es um den Zeitpunkt und die Art des Beginns der Beschwerden:
- Wann haben die Schmerzen oder Symptome begonnen?
- Sind sie plötzlich oder schleichend aufgetreten?
- Gab es einen auslösenden Faktor (z. B. eine Verletzung, Bewegung oder Stress)?
P – Provocation/Palliation (Verstärkung/Linderung)
Dieser Schritt klärt, was die Beschwerden beeinflusst:
- Was verstärkt den Schmerz (z. B. Bewegung, Druck)?
- Gibt es etwas, das die Beschwerden lindert (z. B. Ruhe, bestimmte Positionen, Medikamente)?
Q – Quality (Qualität des Schmerzes)
Die Beschreibung der Schmerzqualität hilft, den Schmerztyp einzuordnen:
- Wie fühlt sich der Schmerz an (z. B. stechend, drückend, brennend, ziehend)?
- Kann der Patient den Schmerz mit etwas vergleichen (z. B. „wie ein Messerstich“)?
R – Radiation (Ausstrahlung)
Hier wird geprüft, ob der Schmerz an andere Stellen ausstrahlt:
- Wo genau befindet sich der Schmerz?
- Strahlt er in andere Körperregionen aus (z. B. Brustschmerzen, die in den linken Arm ausstrahlen)?
S – Severity (Schweregrad)
Die subjektive Einschätzung des Patienten zur Schmerzintensität ist ein wichtiger Hinweis:
- Auf einer Skala von 0 bis 10 – wie stark sind die Schmerzen?
- Beeinträchtigen die Beschwerden alltägliche Aktivitäten oder Atmung?
T – Time (Zeitlicher Verlauf)
Der zeitliche Verlauf der Beschwerden kann auf mögliche Ursachen hinweisen:
- Wie hat sich der Schmerz im Verlauf verändert?
- Ist er konstant oder kommt und geht er in Wellen?
- Hat sich die Intensität seit Beginn verändert?
Warum ist das OPQRST-Schema so wichtig?
Das Schema hilft, subjektive Beschwerden des Patienten systematisch und präzise zu dokumentieren. Dies hat mehrere Vorteile:
- Klarheit: Es reduziert Missverständnisse und sorgt für eine strukturierte Anamnese.
- Priorisierung: Kritische Symptome können schneller erkannt und priorisiert werden.
- Kommunikation: Es erleichtert die Übergabe an das Krankenhauspersonal oder andere Einsatzkräfte.
Beispielsweise können Brustschmerzen, die plötzlich beginnen, stechend sind und in den Arm ausstrahlen, auf einen Herzinfarkt hinweisen. Lebensrettende wichtige Hinweise.
Tipps zur Anwendung im Einsatz
- Zeit nehmen: Auch unter Stress lohnt es sich, das Schema vollständig durchzugehen.
- Einfühlungsvermögen zeigen: Patienten fühlen sich ernst genommen, wenn ihre Beschwerden detailliert erfasst werden.
- Visualisierung nutzen: Manchmal hilft es, den Patienten bitten, Schmerzbereiche zu zeigen oder mit Händen zu beschreiben.
Fazit
Das OPQRST-Schema ist ein unverzichtbares Werkzeug im Rettungsdienst, um Schmerzen und Symptome zielgerichtet zu erfassen. Seine strukturierte Anwendung unterstützt die Diagnosefindung und trägt dazu bei, die richtige Behandlung einzuleiten. Indem Rettungskräfte dieses Schema in ihren Arbeitsalltag integrieren, können sie einen entscheidenden Beitrag zur Versorgung ihrer Patienten leisten.
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