Bei fortgeschrittener Krankheit reichen Tabletten oft nicht mehr aus
(DJD). Bei der Parkinson-Krankheit werden Nervenzellen im Gehirn geschädigt, wodurch die Bewegungsfähigkeit eingeschränkt wird. Typische Symptome sind verlangsamte Bewegungen, Muskelsteife und Zittern. Parkinson kann nicht geheilt, aber gut behandelt werden. Einige Jahre lang funktioniert das sehr gut mit Tabletten, doch bei fortschreitender Erkrankung stößt diese Therapie an ihre Grenzen: „Mit der Zeit können die Nervenzellen im Gehirn den Wirkstoff aus den Tabletten immer weniger aufnehmen und abgeben“, erklärt dazu der Neurologe PD Dr. Florin Gandor. „Die Medikamente wirken kürzer und ungleichmäßiger.“
Anzeichen für fortgeschrittenen Parkinson erkennen
Dass die Tabletten nicht mehr ausreichen, merken Betroffene zum Beispiel daran, dass die Zeiten guter Beweglichkeit (ON-Phasen) kürzer werden und sich die Betroffenen häufiger nur schlecht oder gar nicht bewegen können (OFF-Phasen). Zusätzlich kann es zu unwillkürlichen Überbewegungen kommen. „Wenn jemand trotz einer Kombinationstherapie unterschiedlicher Parkinson-Medikamente fünfmal am Tag Parkinson-Medikamente einnimmt und dennoch mindestens zwei Stunden schlecht beweglich und eine Stunde überbeweglich ist, ist der Punkt erreicht, an dem sich die Symptome mit Tabletten nicht mehr zufriedenstellend behandeln lassen“, verdeutlicht der Neurologe. Parkinson-Patienten sollten dann bei einem Arzttermin besprechen, ob eine sogenannte nicht-orale Folgetherapie ratsam ist. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten: So können bestimmte Gehirnareale mit operativ eingesetzten Elektroden stimuliert werden. Zudem gibt es zwei Arten von Pumpentherapien, die den jeweiligen Wirkstoff fortlaufend in den Körper bringen. Bei einer Methode geschieht das direkt in den Dünndarm, wofür in einer kurzen Operation eine Sonde in den Darm gelegt wird. Bei der anderen Option wird der Wirkstoff unter die Haut verabreicht. Eine OP ist dafür nicht nötig.
Nur vier von zehn Betroffenen erhalten eine Folgetherapie
Oft wird jedoch zu spät an eine Therapieumstellung gedacht: Wie eine Studie von 2022 zeigt, erhalten nur 41 Prozent der für eine nicht-orale Folgetherapie geeigneten Patienten diese auch. „Das hängt mit verschiedenen Faktoren zusammen“, weiß PD Dr. Gandor. Eine Rolle spiele beispielsweise die Angst vor Operationen. „Wichtig ist in jedem Fall, Betroffene über alle Therapiemöglichkeiten gut aufzuklären und über neue Entwicklungen zu informieren.“ Ziel sei, wieder eine durchgehend gute Beweglichkeit und damit verbesserte Lebensqualität zu erreichen. Auch die Ausübung von Hobbys könne dann wieder möglich sein, so der Mediziner: „Einer unserer Patienten hat sich zum Beispiel sehr gefreut, wieder Motorrad fahren zu können.“